Erfahrung aus Zwangsversteigerung, an der ich teilgenommen habe
Verfasst: 17.01.2022, 11:38
Hallo zusammen,
heute war ich bei einer Zwangsversteigerung im Ruhrgebiet. Kann hier mal beschreiben wie es momentan auf Versteigerungen aussieht.
Zum Objekt:
- Mehrfamilienhaus mit 6 Parteien und 3 Garagen, mittelmäßiger Zustand, nicht gedämmt.
- 463 m² Wohnfläche, 567 m² Grundstück
- Grundbuch sauber und frei von Lasten, die Grundschuld wird nach dem Zuschlag gelöscht
- Baujahr 1967
Verkehrswert lt. Gutachten: 352.000€
Der Termin:
Um 9 Uhr sollte die Versteigerung beginnen, als ich einen Parkplatz suchte habe ich um 8.30 Uhr schon eine riesige Schlange vor dem Amtsgericht gesehen und wusste schon direkt: Das wird nix!
An der Menschenmasse angekommen begann man die Leute langsam reinzulassen (Kontrolle und allem drum und dran), bis die Beamten aus dem Fenster schauten und die immer länger werdende Schlange sahen. Darauf waren die wohl überhaupt nicht vorbereitet und entschlossen sich kurzerhand die Versteigerung wie in Amerika vor der Tür im freien zu machen.
Die Leute die bereits drin waren konnten also wieder raus und es sammelten sich vor den Treppen zum Eingang in etwa 100 Leute.
Die Rechtspflegerin kam raus und verkündete also, dass die Versteigerung draußen vor dem Amtsgericht stattfindet und so tummelten sich über 100 Leute sowohl auf dem Bürgersteig als auch auf der anderen Straßenseite aufgrund Platzmangel.
Die, die bereits vorher die Sicherheit überwiesen hatten (36 Leute taten dies!) wurden auf der Liste schon abgehakt sodass diese bieten dürfen. Die, die einen Scheck dabei hatten (sowie ich) brauchten diesen nur bei Gebotabgabe vorzeigen und sogar abgeben.
Die Vertreterin der Gläubiger Bank war da und ein Anwalt der Bank, der bereits vor Beginn verkündete, dass Sie gegen jedes Gebot unter 270.000€ Einspruch erheben werde, was sich schon beim 1. Gebot erledigt hatte.
Dann startete die Bietzeit und die Pflegerin wartete auf die Gebote:
Eine alte Dame geht nach vorne und gibt ein Gebot ab in Höhe von 400.000€, also zuschlagsfrei.
Danach folgten 420, 450, 470 (hab sie nicht genau im Kopf). Irgendwann ging ich nach vorn und biete 500.000€ (meine Schmergrenze waren ca. 530.000€)
Sofort danach wurden 510, 520, 530 und 550 geboten, somit war ich raus aus der Sache und schaute zu.
Danach wurden noch bis 610.000€ geboten und die 30-minütige Bietzeit war fast vorbei. Zum Schluss blieben noch eine Verwaltungsgesellschaft (Eine Dame, wahrscheinlich im Auftrag) und eine Familie.
Zwischen den beiden gab es dann ein hin und her und die 30 Minuten waren schonmal vorbei, heißt bei jedem neuen Gebot fing die Pflegerin an bis 3 aufzuzählen.
Von den 610.000€ gings dann weiter, die Verwaltung bot in 1000er Schritten, die Familie in 500er Schritten.
Als die Familie dann bei 635.000€ ankam wurde angefangen bis 3 zu zählen, die Dame, die die Verwaltung vertritt war so mit ihrem Handy beschäftigt (wahrscheinlich um die nächsten Gebote abzusprechen mit Vorgesetzten), dass Sie nicht merkte, dass die Pflegerin "zum ersten, zum zweiten, zum dritten" sagte und so erhielt die Familie den Zuschlag für satte 635.000€.
Die Dame von der Verwaltungsfirma versuchte noch trotzdem ein Gebot abzugeben, was aber verweigert wurde. Die Pflegerin hatte laut und deutlich bis 3 gezählt, und anschließend der Zuschlag bei 635.000€ erteilt. Theoretisch wäre das Gebot also noch weiter gestiegen, wenn die Dame aufgepasst hätte.
Vorab: Dieser Preis ist für diese Immobilie (Verkehrswert: 352.000) viel zu viel, zumal ja noch die Kaufnebenkosten hinzukommen, womit man bei fast 700.000€ Gesamtpreis wäre.
Ich frage mich ob die Leute nicht über die Anschlussfinanzierung in 10 Jahren nachdenken.
Die Leute die sich mit Immobilien auskennen (Ein bekannter, eine Firma und ich) boten ca. das Selbe und stiegen dann auch aus. Unser jeweils festgesetztes Limit überschreitete niemand von uns.
Die Leute scheint dies nicht zu interessieren und bieten unrealistische Preise weil sie die Immobilie um jeden Preis haben wollen.
Wäre das Haus für 635.000€ bei Immoscout inseriert gewesen, hätte sich das Haus wahrscheinlich die Beine in den Bauch gestanden und wäre zum Ladenhüter geworden.
Es waren sogar Firmen aus Bulgarien zum bieten da.
Mittlerweile sind Versteigerung weit mehr als überlaufen und eigentlich braucht man da gar nicht mehr hingehen. Ohne Besichtigung kaufte die Familie für 635.000€ die Katze im Sack.
heute war ich bei einer Zwangsversteigerung im Ruhrgebiet. Kann hier mal beschreiben wie es momentan auf Versteigerungen aussieht.
Zum Objekt:
- Mehrfamilienhaus mit 6 Parteien und 3 Garagen, mittelmäßiger Zustand, nicht gedämmt.
- 463 m² Wohnfläche, 567 m² Grundstück
- Grundbuch sauber und frei von Lasten, die Grundschuld wird nach dem Zuschlag gelöscht
- Baujahr 1967
Verkehrswert lt. Gutachten: 352.000€
Der Termin:
Um 9 Uhr sollte die Versteigerung beginnen, als ich einen Parkplatz suchte habe ich um 8.30 Uhr schon eine riesige Schlange vor dem Amtsgericht gesehen und wusste schon direkt: Das wird nix!
An der Menschenmasse angekommen begann man die Leute langsam reinzulassen (Kontrolle und allem drum und dran), bis die Beamten aus dem Fenster schauten und die immer länger werdende Schlange sahen. Darauf waren die wohl überhaupt nicht vorbereitet und entschlossen sich kurzerhand die Versteigerung wie in Amerika vor der Tür im freien zu machen.
Die Leute die bereits drin waren konnten also wieder raus und es sammelten sich vor den Treppen zum Eingang in etwa 100 Leute.
Die Rechtspflegerin kam raus und verkündete also, dass die Versteigerung draußen vor dem Amtsgericht stattfindet und so tummelten sich über 100 Leute sowohl auf dem Bürgersteig als auch auf der anderen Straßenseite aufgrund Platzmangel.
Die, die bereits vorher die Sicherheit überwiesen hatten (36 Leute taten dies!) wurden auf der Liste schon abgehakt sodass diese bieten dürfen. Die, die einen Scheck dabei hatten (sowie ich) brauchten diesen nur bei Gebotabgabe vorzeigen und sogar abgeben.
Die Vertreterin der Gläubiger Bank war da und ein Anwalt der Bank, der bereits vor Beginn verkündete, dass Sie gegen jedes Gebot unter 270.000€ Einspruch erheben werde, was sich schon beim 1. Gebot erledigt hatte.
Dann startete die Bietzeit und die Pflegerin wartete auf die Gebote:
Eine alte Dame geht nach vorne und gibt ein Gebot ab in Höhe von 400.000€, also zuschlagsfrei.
Danach folgten 420, 450, 470 (hab sie nicht genau im Kopf). Irgendwann ging ich nach vorn und biete 500.000€ (meine Schmergrenze waren ca. 530.000€)
Sofort danach wurden 510, 520, 530 und 550 geboten, somit war ich raus aus der Sache und schaute zu.
Danach wurden noch bis 610.000€ geboten und die 30-minütige Bietzeit war fast vorbei. Zum Schluss blieben noch eine Verwaltungsgesellschaft (Eine Dame, wahrscheinlich im Auftrag) und eine Familie.
Zwischen den beiden gab es dann ein hin und her und die 30 Minuten waren schonmal vorbei, heißt bei jedem neuen Gebot fing die Pflegerin an bis 3 aufzuzählen.
Von den 610.000€ gings dann weiter, die Verwaltung bot in 1000er Schritten, die Familie in 500er Schritten.
Als die Familie dann bei 635.000€ ankam wurde angefangen bis 3 zu zählen, die Dame, die die Verwaltung vertritt war so mit ihrem Handy beschäftigt (wahrscheinlich um die nächsten Gebote abzusprechen mit Vorgesetzten), dass Sie nicht merkte, dass die Pflegerin "zum ersten, zum zweiten, zum dritten" sagte und so erhielt die Familie den Zuschlag für satte 635.000€.
Die Dame von der Verwaltungsfirma versuchte noch trotzdem ein Gebot abzugeben, was aber verweigert wurde. Die Pflegerin hatte laut und deutlich bis 3 gezählt, und anschließend der Zuschlag bei 635.000€ erteilt. Theoretisch wäre das Gebot also noch weiter gestiegen, wenn die Dame aufgepasst hätte.
Vorab: Dieser Preis ist für diese Immobilie (Verkehrswert: 352.000) viel zu viel, zumal ja noch die Kaufnebenkosten hinzukommen, womit man bei fast 700.000€ Gesamtpreis wäre.
Ich frage mich ob die Leute nicht über die Anschlussfinanzierung in 10 Jahren nachdenken.
Die Leute die sich mit Immobilien auskennen (Ein bekannter, eine Firma und ich) boten ca. das Selbe und stiegen dann auch aus. Unser jeweils festgesetztes Limit überschreitete niemand von uns.
Die Leute scheint dies nicht zu interessieren und bieten unrealistische Preise weil sie die Immobilie um jeden Preis haben wollen.
Wäre das Haus für 635.000€ bei Immoscout inseriert gewesen, hätte sich das Haus wahrscheinlich die Beine in den Bauch gestanden und wäre zum Ladenhüter geworden.
Es waren sogar Firmen aus Bulgarien zum bieten da.
Mittlerweile sind Versteigerung weit mehr als überlaufen und eigentlich braucht man da gar nicht mehr hingehen. Ohne Besichtigung kaufte die Familie für 635.000€ die Katze im Sack.